Mittwoch, 18. Februar 2009

Nerviges Pack - Der Schwätzer

Es gibt ja Leute, die man zwar nicht so gut kennt, aber mit denen man sich gern unterhält und es gibt die Kategorie derer, die so angenehm sind wie morgendlicher Durchfall nach durchzechter Nacht.

Genau zu letzterer Kategorie gehört der Vater meiner Nachbarin N. .N.s Vater (Nennen wie ihn mal "den Schwätzer", geschätzter Mitte-/End-Fuffziger ist im Grunde genommen ein netter Kerl, allerdings mit einer mir sehr gehassten Macke: Er gehört zur Familie der Raffnixe. Und eigentlich kann man ja mit seiner Körpersprache seinem Gegenüber genug Signale rüberschmeißen, dass man genau jetzt keine Frikadelle am Ohr kleben haben möchte, nur leider ist die Familie der Raffnixe in genau diesem Punkt merkbefreit.

So auch "der Schwätzer".

Ich sitze also in meiner morgendlichen Bahn-Torutur und sehne mich eigentlich wieder zurück in mein Bett, freue mich also umso mehr, dass ich doch eigentlich in der Bahn noch eine halbe Stunde dösen kann um richtig wach zu werden. Ich schaue müde drein, warte auf die RE und will eigentlich garnicht reden, tappst der Schwätzer zu mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem unangenehm fröhlichen "Guten Morgen" auf den Lippen. Er strahlt mich dabei an, dass ich einen Augenblick geglaubt habe, er sei Tschernobyl persönlich.

Ich brumme etwas unverständliches, was ebenfalls nach "Guten Morgen" klingen soll und verkrieche mich mit meinem Gesicht tiefer in meinen warmen Schal. Nur nicht reden müssen; ich schaue in eine andere Richtung.

Wieder quatscht der Schwätzer mit mir und meine Erziehung lässt es wieder mal nicht zu, einfach so unhöflich zu sein. Ich bleibe dennoch sehr kurz angebunden.

Eine weitere Eigenschaft der Raffnixe ist eine permanente Klebrigkeit, ein Abschütteln ist fast nicht möglich....

Ich, bzw. wir sind also im RE und vor mir liegt eine halbe Stunde Fahrt, in der ich normalerweise döse und eben wach werde. Leider blieb mir das durch den Schwätzer vergönnt. Immer und immer wieder versucht er mir ein Gespräch aufzudrängen. Ich antworte immer kürzer, schliesse die Augen immer wieder und mummel mich tiefer in meinen Schal.

Meine Augen fallen zu und ich will grade die Fahrt geniessen...
Der Schwätzer: "Ist ihnen etwa kalt?"
Frollein Ruppich: [Augen auf, glasiger Blick] "Nein, das ist nur sehr bequem."
[Schaffner kommt rein, ich pule meine Fahrkarter aus der Tasche, Schaffner faselt irgendwas von Fußball, es wird gelacht, mir fallen wieder die Augen zu]
Der Schwätzer: [Erzählt mir irgendwas über Fußball]
Frollein Ruppich: [Augen auf, desorientierter Blick] "Fußball interessiert mich nicht wirklich. Ich hab andere Hobbies" [Augen fallen wieder zu]
Der Schwätzer: "Naja, die Familie ist ja sehr Fußballbegeistert und wir haben auch Dauerkarten... [Es folgt ein Salbader über andere Vereine, VIP-Karten und Auswärtsspielen, sowie ...] ...Naja, es ist schon immer heftig, wenn ich Anfang der neuen Saison mal so eben 1500€ für 4 Dauerkarten hinblettere..."

"Aha", denke ich. "Und dein Töchterchen muss zusehen, dass sie für 50€ Möbel für Ihre Wohnung bekommt, nur eine gebrauchte Küche hat und auch sonst nur dämliches Gequatsche von dir erntet, z.B. über ihre Lebensweise und ihren Freund...." schießt es mir in den Kopf.

Frollein Ruppich: *brumm* [Augen immernoch zu - vorerst Schweigen vom Schwätzer]

Ich penne eine Weile. Während der Zugfahrt ist irgendwas mit den Signalen, höre dass es zu einer Verzögerung kommt. Freue mich innerlich, dass ich die verlaberten Minuten mit dem Schwätzer doch noch sinnvoll mit Dösen verplempern kann und mache einen dramatischen Fehler: Ich öffne kurz meine Augen...

Sofort ergreift der Schwätzer die Gelegenheit.

Der Schwätzer: "Oh, die Signale funktionieren nicht richtig? Das ist ja auch schon lange nicht mehr gewesen. " (Und setzt sich dabei den größten Wunderbeutel auf, den er finden kann.)
Frollein Ruppich: [schaut den Schwätzer kurz und ein wenig böse an und schließt danach wieder die Augen]

Sauer und müde steige ich irgendwann mit dem Schwätzer aus, er heftet mir noch eine unbestellte Frikadelle ans Ohr und ich versuche, so schnell es geht zu meiner U-Bahn zu gelangen.

Mein Tag ist im Arsch und das war sicherlich nicht der letzte, der mir ein Brötchen an die Backe nagelt-

:/

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