Freitag, 20. Februar 2009

Die drei Bauarbeiter

Die Bauarbeiter, noch so ein interessantes Völkchen. Ein Trupp aus 3 bunt zusammengewürfelten Leutchen mit dem Hang, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen durch eine recht laute Sprache.

B1, geschätzte mitte/ende 30 (habe im weiteren Verlauf mitbekommen können, dass er 41 wird), der lauteste von allen. Kategorie: Sprachführer. Laut mit derbem Humor. So weit ich mitbekommen hab ist oder war er Hobby-Boxer.



B2, der Jungspund. Nicht mal 20 Lenze, hatte geschätzt, dass er Azubine ist und lag damit auch vollkommen richtig. Pubertätsgesichtchen mit Bartflaum und fiesen einzelnen Pickeln. Eher eine ruhige Type und amüsiert sich eigentlich köstlich, wenn B1 über B3 herzieht.



B3, ist, soweit ich das mitverfolgt habe, tükischer Herkunft und im Prinzip ne arme Sau, da er laut B1 zu 100% behindert ist. Auch eher der ruhige Typ, lacht aber immer mit, wenn B1 ihn neckt. Einfaches Gemüt.



Ich stehe also am Bahnhof und warte auf den RE, RE kommt, ich finde auch sogleich ein bequemes Plätzchen in einer 4-er Sitzgruppe. Ich knuddel mich in die Sitzecke und beginne zu dösen. Das 3-er Grüppchen der Bauarbeiter trabt an, knubbeln sich ebenfalls in die restlichen Sitzplätze, ich nehm sie nur kaum wahr. B1 erzählt was über seine letzte Nacht, und dass er bis 2 Uhr Party gemacht hat. Desweiteren erfahre ich, dass er Karnevalist ist. Macht ihn in meinen Augen auch nicht sympathischer.

Jedenfalls sitz ich so da und versuche wie schon so häufig zu dösen. Schliesse die Augen, B1 hockt da so ein bisschen zappelig rum und es kommt wie es kommen muss: Er stuppst mich aus verstehen mit dem Schuh an meinen. Ist ja nicht dramatisch, ist auch nix passiert, aber er schaut runter und sagt:

"Boah ey, die Frau ist ja gut drauf, die trägt sogar Stahlkappenschuhe! Hömma, B3, der darfste aber nicht zu nahe kommen, die tritt dich sonst zu klump!"

...und weiter: "Naja als Dachdeckerin muss man ja sowas haben, ne?" und schaut mich dabei erwartungsvoll an.

Ich gugg den Typen an und frage noch: "Dachdecker? Wie jetzt, Dachdecker?"
B1: "Naja, bei den Klamotten und ich hab dich ja schon öfter in der Bahn gesehen mit so'nem Senilen Typen [Der Schwätzer Teil 1] da und ihr hattet über Dächer geredet, da dachte ich halt, dass du sowas wie Dachdecker machst"
[Gedanklicher Facepalm meinerseits]
Frollein Ruppich: Nein, ich arbeite nicht als Dachdecker, ich bin in einem ganz anderen Bereich beschäftigt.
B1: "Hm, na dann wohl eher Kindergärtnerin oder sowas, hm?"
[Gedanklicher doppelter Facepalm meinerseits]
Frollein Ruppich: "Weder noch, ich bin [Hier bitte einen gut bezahlten Büro-Job nach abgeschlossenem Studium einfügen]."
B1 und B2 fallen spontan die Augen aus ihren Köpfen...

Im weiteren Gespräch erfahre ich, dass B1 Karnevalist ist und bei einem der größten Filiale eines gut bekannten Warenhauses arbeitet und dort das Geld zählt. B2 ist Azubine, da hatte ich richtig gelegen und was B3 macht, keine Ahnung, muss aber auch in dem Verein arbeiten irgendwie. Also nix mit Bauarbeiter, höchstens die Mentalität. Man lernt halt nie aus.

Die drei steigen im nächsten Großstadt-Bahnhof aus und wünschen mir ein frohes Wochenende.

Nett waren sie ja, ohne zweifel. Aber werd ich auch in Zukunft mein "Bahnschläfchen" halten können? Wer weiß.

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